Eine Reise in der Ausstellung des Museum-Besucherzentrums Dicke Margarethe des Estnischen Meeresmuseums ist ein Besuch in Estland als einem Meeresstaat. Vor Ihren Augen entrollt sich die Geschichte der Schifffahrt in Estland beginnend mit dem bisher nicht ausgestellten mittelalterlichen Seehandel bis hin zur Passagierschifffahrt von heute. Etwa 700 historische Gegenstände helfen, diese Geschichte zu erzählen, ebenso die reichhaltige Sammlung des Meeresmuseums an Schiffsmodellen zusammen mit den speziell für die Ausstellung bestellten 17 Modellen und etwa 50 digitalen Lösungen und solchen, bei denen Sie selbst die Hand anlegen.
Über das Meer reich – die Geschichte des Seehandels von Tallinn (Reval) nahm im Mittelalter seinen Anfang
Ein großer Teil des Verkehrs zwischen Hafen und Stadt des zur Hanse gehörenden Tallinns erfolgte durch die Große Strandpforte und deshalb ist hier der beste Ort, darüber zu sprechen, wie Tallinn über das Meer reich wurde. Die Anlage der Großen Strandpforte ist als Teil der Tallinner Altstadt in die Liste des UNESCO-Welterbes eingetragen. Lesen Sie ausführlicher über die Geschichte der Großen Strandpforte.
Im Museum können Sie:
- archäologische Funde sehen bis hin zu Fragmenten der Stadtbefestigung, die dem Geschützturm Dicke Margarethe vorherging. Die Mauerteile und der Kanal aus dem 14. und 15. Jahrhundert kamen bei der Errichtung des neuen Museums 2018 ans Tageslicht und sie halfen, die bisherige Behandlung der Geschichte zu präzisieren.
Als Zeuge ihrer Zeit dient ein bedeutendes Exponat des Museums, ein etwa 20 Meter langes Wrack einer Kogge. Unter einer Kogge als Schiffstyp wird allgemein ein mittelalterliches Handelsschiff mit einem Mast und einem hohen Bord verstanden, der hauptsächlich auf der Nord- und Ostsee genutzt wurde. Die im Museum ausgestellte Kogge wurde 2015 in Tallinn in der Erdkruste aufgefunden und ist wegen des nahezu erhaltenen Schiffskörpers in Europa selten und ebenso wegen der fast 700 Funde beim Wrack, die erzählen warum, wie und wohin das Schiff und seine Mannschaft fuhren. Lesen Sie ausführlicher über den Fund der Kogge.
Im Koggen-Saal also im ehemaligen Innenhof des Museums und im zweistöckigen Ausstellungsraum daneben können Sie:
- erfahren, wie umfangreich das Netzwerk der Handelsstädte der Hanse war und welche Güter transportiert wurden;
- eine Übersicht über den Bau einer Kogge und anderer mittelalterlichen Schiffstypen erhalten;
- Geschichten über den Schriftverkehr von Kaufleuten hören und eine Vorstellung von den damaligen Gewichts- und Geldeinheiten erhalten;
- in der Bildergalerie einen Überblick über den Fund des Schiffs und den Transport in das Meeresmuseum bekommen.
Von allen Winden geschoben – das Jahrhunderte lang andauernde Zeitalter der Segelschiffe
Der erste Stock des Geschützturms ist den Segelschiffen gewidmet, diese brachten Waren aus immer entfernteren Orten und führten zur Entdeckung von neuen Ländern. In der Mitte des 19. Jahrhunderts begannen die Esten, selbst große Segelschiffe zu bauen. In diesem Land erbaute Schiffe überquerten den Äquator, umfuhren Kap Horn und erreichten andere, entfernte Häfen.
Im Segelschiff-Saal können Sie:
- von hauptberuflichen Modellbaumeistern erbaute, detaillierte komplette und Durchschnittsmodelle und Halbmodelle sehen, welche die Vorprojekte und Arbeitszeichnungen der estnischen Schiffbaumeister waren;
- die Werkzeuge des Schiffbaus erkunden, mit denen an Estlands Küsten Holzschiffe erbaut wurden;
- exotische Gegenstände betrachten, sich mit dem Lebenslauf eines Seemanns bekannt machen und sich die aufregendsten Geschichten über die Fahrten von estnischen Seeleuten anhören;
- mit Hilfe zahlreicher digitaler Lösungen einen Überblick über das Netzwerk des Seehandels, die Entwicklung von Segelschifftypen, die Reisen deutschbaltischer Entdecker und den historischen Hintergrund über vier Jahrhunderte gewinnen;
- im thematischen Raum zur Navigation die beste Auswahl an Navigationsinstrumenten aus der Sammlung des Estnischen Meeresmuseums sehen, die früher nicht ausgestellt worden sind, und eine digitale Übersicht über die hiesigen Leuchttürme zusammen mit ihren Modellen erhalten.
Dampf verändert die Welt
Estlands erste reguläre Dampfschifflinie war die im Jahr 1837 beginnende Linie Stockholm-Turku (Åbo)-Helsinki-Tallinn-St. Petersburg, auf der die Raddampfer Storfürsten und Fürst Menschikow fuhren. Wenn in den großen Meeresstaaten die Gesamttonnage der Dampfschiffe bereits am Ende des 19. Jahrhunderts die der Segelschiffe überstieg, dann erfolgte dies in Estland erst nach dem Ersten Weltkrieg. Danach fand ein schnelles Wachstum der estnischen Handelsflotte statt und am Ende der 1930er Jahre lag die Gesamttonnage der Handelsflotte umgerechnet auf 1.000 Einwohner in der Welt bereits auf dem siebten Platz und unter den Ostseeanrainern auf dem dritten Platz.
Im Dampfschiff-Saal können Sie:
- die meisten neuen Schiffsmodelle sehen, die speziell für die neue Ausstellung von Modellbaumeistern in Estland, auf Åland und in Großbritannien bestellt wurden;
- die von Dampfschiffen stammenden Gegenstände und Seeleuten gehörenden Alltagsgegenstände erkunden;
- unter den digitalen Lösungen eine geeignete Schiffsreise von Haapsalu (dt. Hapsal) nach St. Petersburg oder von Kuressaare (dt. Arensburg) nach Stockholm aussuchen und die Kosten von Passagierschiffen oder das Alltagsleben von Heizern und Mechanikern an Bord erkunden;
- sich mit den Geschichten estnischer Reedereien zwischen den Weltkriegen bekannt machen und den wichtigsten Artikeln von Export und Import in den Jahren 1880–1940.
Die unaufhaltbare Entwicklung der Technologie
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ersetzen überwiegend Motorschiffe die Dampfschiffe, was einen großen Sprung gerade in der Navigationstechnik brachte. Die Besatzung des Schiffs verringerte sich, die Zahl der Reisenden und die Menge der transportierten Güter vergrößerte sich. Die Suche nach effektiven und umweltfreundlichen technologischen Lösungen dauert an.
Im obersten Geschoss der Ausstellung, im Stockwerk der Motorschiffe, können Sie:
- die Modelle der wichtigsten estnischen Handels- und Passagierschiffe sowie der Fischereifahrzeuge sehen;
- neuere und ältere Uniformen betrachten sowie Gegenstände, die mit Schiffen und ihren Mannschaften verbunden sind;
- über die Erfahrungen vom Leben auf dem Schiff von älteren und jüngeren Seeleuten hören;
- die vom modernsten Schiff der Ostsee inspirierte Navigationsbrücke betreten;
- mit Hilfe digitaler Lösungen einen Überblick von der Dichte des heutigen Schiffsverkehrs, über die Schiffstypen, die Funktion von Schiffsdieseln und den industriellen Fischfang erhalten;
- sich bei der Lösung von Navigationsaufgaben mit verschiedenen maritimen Verkehrssignalen auf die Probe stellen;
- ein Schiff auf den Weg schicken, dessen Logbuch auch nach dem Museumsbesuch Informationen sendet.
Schauen Sie in der App nach, wie die Kuratoren mit ausgewählten Exponaten im Koggen- und Segelschiff-Saal bekannt machen.
Eine logische Fortsetzung des Besuchs des Museums-Besucherzentrums Dicke Margarethe ist die interaktive Ausstellung im Estnischen Meeresmuseum im Seeflughafen, die sich hauptsächlich der maritimen Technik des 20. Jahrhunderts widmet.