{"id":17978,"date":"2019-01-04T15:46:46","date_gmt":"2019-01-04T13:46:46","guid":{"rendered":"http:\/\/meremuuseum.ee\/paksmargareeta\/fuer-an-geschichte-und-am-meer-interessierte\/koge\/"},"modified":"2021-02-26T13:06:52","modified_gmt":"2021-02-26T11:06:52","slug":"kogge","status":"publish","type":"page","link":"https:\/\/meremuuseum.ee\/paksmargareeta\/de\/fuer-an-geschichte-und-am-meer-interessierte\/kogge\/","title":{"rendered":"Kogge"},"content":{"rendered":"

Die Zeit der Kogge und der Begriff<\/b><\/p>\n

Vom 13. bis zum 17. Jahrhundert war die Hanse auf der Ostsee aktiv \u2013 eine die gro\u00dfen Handelsst\u00e4dte vereinende Organisation, zu der St\u00e4dte in Norddeutschland, den Niederlanden, Livlands und Skandinaviens geh\u00f6rten. Obwohl die Hansest\u00e4dte untereinander ihre Kontakte vor allem mit Hilfe von Schiffen pflegten, sind nur einzelne mittelalterliche, h\u00f6lzerne Schiffe erhalten.<\/p>\n

Als Kogge wurde im Mittelalter ein in Nordeuropa weit verbreitetes Segelschiff bezeichnet, das sowohl als Handels- als auch als Kriegsschiff genutzt wurde. Solche Schiffe waren dickb\u00e4uchig, mit einem gro\u00dfen Lastraum und zumeist mit einem Mast und einem gro\u00dfen Rahsegel versehen. Weiterhin verf\u00fcgt die Kogge \u00fcber mehrere bauliche Eigenheiten, die sie von anderen damaligen Schiffen deutlich unterscheiden.<\/p>\n

Der Fund des Koggen-Wracks<\/b><\/p>\n

Informationen \u00fcber St\u00fcrme, die Hafenbauten zerst\u00f6rten und Schiffe an den Strand sp\u00fclten, gibt es mehrere in Tallinner historischen Quellen, ebenso wissen wir \u00fcber das Gebiet des heutigen Hafens, dass sich im Boden Reste von Schiffen befinden. Deshalb waren die Arch\u00e4ologen nicht sehr \u00fcberrascht, als im Jahr 2015 auf dem Gebiet eines ehemaligen Vergn\u00fcgungsparks in Kadriorg (dt. Catharinenthal) beim Bau eines Wohnhauses zwei Schiffswracks gefunden wurden.<\/p>\n

Vom als erstes ausgegrabenen Wrack, das den Namen Viljo-Wrack erhielt, waren nur ein St\u00fcck des Bodens und der linken Bordseite erhalten. Auf Grundlage der Analyse zur Feststellung des Alters des Holzes wurde dieses Schiff mit Klinkerverplankung offensichtlich am Ende des 15. Jahrhunderts erbaut.<\/p>\n

Das zweite Schiff wurde beim Einbau der Abschlusswand einer Fundamentvertiefung entdeckt, als der Bagger unerwartet Teile eines Holzschiffes ausgrub. Nach dem Baggerf\u00fchrer erhielt das Wrack den Namen Peeter. Anfangs sah es so aus, dass das Wrack sehr stark zerst\u00f6rt war \u2013 aus der Erde erschienen von der Seite des Schiffs abgetrennte Teile und gr\u00f6\u00dfere St\u00fccke des Rumpfs, und anfangs wurde vermutet, dass tats\u00e4chlich zwei Wracks gefunden wurden. Dennoch begannen sich beim tieferen Graben, die Konturen eines etwa 18 m langen und 6 m breiten bauchigen Schiffes abzuzeichnen.<\/p>\n

Zusammen mit der Kogge entdeckte Funde<\/b><\/p>\n

Je mehr Boden vom Wrack abgetrennt wurde, desto mehr \u00dcberraschungen bot das Schiff. Sowohl im Schiff selbst als auch in seiner Umgebung wurden Keramikgeschirr, Werkzeug, Lederhandschuhe, Schuhe und andere St\u00fccke (offensichtlich) von Kleidung gefunden. Es wurde klar, dass der Schiffsrumpf mit Hilfe von zwei Zwischenw\u00e4nden in drei R\u00e4ume aufgeteilt war. Im achtern gelegenen Raum kamen gebrannte Ziegelsteine, Fischgr\u00e4ten, eine h\u00f6lzerne Tonne, ein M\u00f6rser aus Stein und ein zum Mahlen von Mehl gedachter Handstein zum Vorschein. Offenbar lag auf dem Schiff achtern die Komb\u00fcse, in der wahrscheinlich der Proviant aufbewahrt und das Essen f\u00fcr die Mannschaft zubereitet wurde. Auf die Schiffsladung verweisen die im gr\u00f6\u00dferen Raum, dem Laderaum, gefundenen h\u00f6lzernen Tonnen, die Fischgr\u00e4ten enthielten.<\/p>\n

Die auf dem Schiff gefundene T\u00f6pferware wurde zum gr\u00f6\u00dften Teil in Deutschland hergestellt und geh\u00f6rt nach der Einsch\u00e4tzung von Spezialisten ins 14. Jahrhundert. Zur Datierung des Schiffs wurden 16 Holzproben entnommen, die in den Labors der Universit\u00e4t Tartu analysiert wurden. Es wurde deutlich, dass die zum Schiffsbau verwendeten B\u00e4ume (Eiche und Kiefer) am Ende des 13. Jahrhunderts offenbar auf Gebieten des heutigen Polens gef\u00e4llt wurden. Damit k\u00f6nnte das Schiff zu Beginn des 14. Jahrhunderts fertiggestellt worden sein.<\/p>\n

Wahrscheinlich sank das haupts\u00e4chlich auf der Ostsee fahrende Schiff in der N\u00e4he des Strands von Tallinn in der ersten H\u00e4lfte des 14. Jahrhunderts also in einer Zeit, als Tallinn aktiv mit anderen St\u00e4dten handelte. Auch die Form des Schiffs verweist darauf, dass es sich um ein einstmals zwischen den Handelsst\u00e4dten der Hanse verkehrendes Schiff handelt.<\/p>\n

Bedeutung der Funde<\/b><\/p>\n

Nach der S\u00e4uberung des Schiffk\u00f6rpers von Erde ergab sich, dass die bisherigen Vermutungen korrekt waren. Das Bord des Schiffs ist in Klinkertechnik erbaut, doch die Bodenplanken wurden in Karavellentechnik angebracht. Die Planken sind am Rumpf mit Bolzen aus Holz befestigt, doch die Planken in Klinkertechnik waren mit Eisenn\u00e4geln miteinander verbunden, diese wurden durch den Rand der Planken geschlagen und die aus dem Holz herausragende Spitze des Nagels wurde umgebogen und von innen in die Planke geschlagen. Zur Abdichtung des Schiffs wurde Moos verwendet, das von darauf eingeschlagenen h\u00f6lzernen Leisten an der Stelle fixiert wurde. Bei der S\u00e4uberung des Bords gelang es auch die zur Befestigung der Leisten genutzten kleinen Metallklammern zu finden. Im Laderaum des Schiffs wurde das Kielschwein zusammen mit dem Mastfu\u00df gefunden, dort wurde der Schiffsmast befestigt, der das gro\u00dfe Rahsegel trug. Alle diese Kennzeichen, ebenso der breite und flache Kiel und der erhaltene lange Vordersteven verweisen auf den Schiffstyp der Kogge.<\/p>\n

Die Bedeutung der Kogge f\u00fcr den mittelalterlichen Handel an der Ostsee ist schwer zu \u00fcbersch\u00e4tzen. Genau wie heute war es auch im Mittelalter f\u00fcr den Transport gro\u00dfer G\u00fctermengen am sinnvollsten dies \u00fcbers Meer zu tun und diese Arbeit verrichteten zur Zeit der Hanse \u00fcberwiegend Koggen. Forscher haben gesagt, dass ohne die Koggen offensichtlich das Netzwerk der Handelsst\u00e4dte und Handelswege der Hanse nicht entstanden w\u00e4re. Bei der Kogge handelte es sich damit um ein echtes Arbeitspferd, sie transportierten aus Russland Pelze und Wachs und aus den deutschen St\u00e4dten alle m\u00f6glichen Waren beginnend mit teuren Gew\u00fcrzen bis hin zu Fisch, Bier und Wein. Einer der haupts\u00e4chlichen Handelsartikel war aus L\u00fcneburg und Baye stammendes Salz, dieses wurde im wahrsten Sinne des Wortes in ganzen Bootsladungen nach Osten verschifft. Der Salzhandel war auch eine Quelle des Reichtums von Tallinn und im Hafen Tallinns legten im Laufe der Jahre offenbar Hunderte von Koggen an. F\u00fcr eine alte Handelsstadt wie Tallinn war das Finden der Kogge damit ebenso bedeutsam wie die Entdeckung der Wikingerschiffe von der Insel Saaremaa (dt. \u00d6sel). Erstmals ist es uns m\u00f6glich, unmittelbar eine mittelalterliche Kogge zu untersuchen, die Waren nach Tallinn gebracht hat \u2013 ein Schiffstyp, dank dem die Stadt Tallinn zu dem geworden ist, wie wir sie heute kennen.<\/p>\n

Schauen Sie sich die B\u00fccher an\u00a0https:\/\/meremuuseumipood.ee\/en\/product-category\/books\/<\/a><\/p>\n

Literatur.<\/i>
\nRoio, M. et. al. <\/i>2016. Medieval ship finds from Kadriorg, Tallinn. In: Archaeological Fieldwork in Estonia 2015, S. 139\u2013158.
\nRoio, M. et. al. <\/i>2016. Uppunud vrakid Kadrioru maap\u00f5uest. In: Muinsuskaitse aastaraamat 2015, S. 4\u20138.<\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"Die Zeit der Kogge und der Begriff Vom 13. bis zum 17. Jahrhundert war die Hanse auf der Ostsee aktiv \u2013 eine die gro\u00dfen Handelsst\u00e4dte vereinende Organisation, zu der St\u00e4dte…","protected":false},"author":2,"featured_media":0,"parent":17952,"menu_order":3,"comment_status":"closed","ping_status":"closed","template":"","meta":{"_acf_changed":false,"footnotes":""},"acf":[],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/meremuuseum.ee\/paksmargareeta\/de\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/17978"}],"collection":[{"href":"https:\/\/meremuuseum.ee\/paksmargareeta\/de\/wp-json\/wp\/v2\/pages"}],"about":[{"href":"https:\/\/meremuuseum.ee\/paksmargareeta\/de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/page"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/meremuuseum.ee\/paksmargareeta\/de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/2"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/meremuuseum.ee\/paksmargareeta\/de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=17978"}],"version-history":[{"count":2,"href":"https:\/\/meremuuseum.ee\/paksmargareeta\/de\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/17978\/revisions"}],"predecessor-version":[{"id":20485,"href":"https:\/\/meremuuseum.ee\/paksmargareeta\/de\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/17978\/revisions\/20485"}],"up":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/meremuuseum.ee\/paksmargareeta\/de\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/17952"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/meremuuseum.ee\/paksmargareeta\/de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=17978"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}